Humboldt-Universität zu Berlin - Späth-Arboretum der HU Berlin

Geschichte des Späth-Arboretums

Carl SpäthFriedrich SpäthLudwig SpäthFranz SpäthHellmut SpäthHerrenhaus - heutiges Institutsgebäude

Von 1720 an entwickelte die Späthsche Gärtnersdynastie über sechs Generationen einen Gartenbaubetrieb, welcher binnen kurzem weltweite Anerkennung finden sollte. Franz Späth verhundertfachte die vom Vater 1863 übernommene Anbaufläche. Die Entstehung und der Name des Berliner Ortsteils Baumschulenweg gehen auf sein Wirken zurück. Im Jahre 1879 ließ er den Garten um seine Villa in ein Arboretum umgestalten.

Seit 1961 gehören die Gehölzsammlung sowie das ehemalige Wohnhaus von Franz Späth zur Humboldt-Universität von Berlin. Sie sind seit 1995 dem Institut für Biologie angegliedert und werden von der AG Botanik & Arboretum wissenschaftlich betreut.

 

» Die Entstehung des Arboretums »

» Entwicklung als universitäre Lehr- und Forschungsstätte ab 1945 bis heute »

» Umbau des ehemaligen Rosariums zur systematischen Abteilung »

 

» Die Entstehung des Arboretums


Büste von Gustav Meyer im Treptower Park
Foto: Georg Slickers
HerrenhausBlick ins Arboretum Teichanlage

Das Arboretum (von lat. arbor = der Baum) wurde 1879 von Franz Späth gegründet. Der Inhaber der bedeutenden "Baumschule L. Späth" ließ den Garten seiner Villa nach Plänen des Berliner Stadtgartendirektors Gustav Meyer im Stile eines englischen Landschaftsparks umgestalten. Von Meyer stammen so bekannte Berliner Parkanlagen wie der Friedrichshain, der Humboldthain, der Kleine Tiergarten und der Treptower Park. Auch die Gestaltung der Rosensammlung (Rosarium ») auf der gegenüberliegenden Seite der Villa stammt aus dieser Zeit.

Von in Späth's Auftrag unternommenen Sammelreisen nach Nordamerika, Vorder-, Mittel-, und Ostasien sowie nach Süd-Ost-Europa wurden die mitgebrachten Gehölze im Arboretum auf ihren gärtnerischen Wert und ihr Gedeihen im Berliner Klima getestet. Auch die eigenen Züchtungen der Firma Späth testete man im Arboretum. Einige Gehölze wurden als Mutterbäume für die Gewinnung von Saatgut und Pfropfreisern zur sortenechten Vermehrung genutzt. 

Das Arboretum war darüber hinaus eine repräsentative Schaupflanzung, die die Leistungsfähigkeit der Baumschule dokumentieren sollte. Die gartengestalterische Wirkung und Verwendung der Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen standen somit im Vordergrund.

Tor zum ArboretumArboretumplan um 1930Rosarium

Um 1930 war die Anlage zu einem prachtvollen Park mit einem Teich und einem Steingarten, dem Geschmack der Zeit entsprechend als Tiefgarten angelegt, gediehen. Die Anlage wurde in verschiedene Abteilungen gegliedert. Ein historischer Plan zeigt, dass die Abteilungen 1 und 2 das Rosarium umfassten und in den Abteilungen 25 bis 39 die neueingeführten Pflanzen geprüft wurden. Franz Späth und  sein Sohn, der nachfolgende Firmeninhaber Hellmut Späth, nutzten das Arboretum gern für repräsentative Zwecke und Festlichkeiten. Bei Besuchen hoher Gäste wurden Gedenkbäume gepflanzt, z.B. Linden durch Fürst Bismarck (1884) und Feldmarschall Graf Moltke (1888). Namenhafte Dendrologen wie z.B. Gerd Krüssmann wirkten hier.

Besuch von Fürst Bismark 1884 im Arboretum

Besuch von Feldmarschall Graf Molke 1888 im Arboretum

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Tode von Dr Hellmut Späth 1945 als politischer Häftling im KZ Sachsenhausen wurde die Baumschule einschließlich des Arboretums von der Treuhand verwaltet. Die Firma wurde zum volkseigenen Betrieb. Das Arboretum war weitgehend ungenutzt. 

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» Entwicklung als Lehr- und Forschungsstätte ab 1945 bis heute


Blick ins ArboretumDentrologischer Führer 1970Index Seminum 1973Blühender Baum im Arboretum

Am 1. September 1961 wurde das Arboretum an das Institut für Spezielle Botanik der Humboldt-Universität zu Berlin übergeben. Die Villa wurde zum Institutsgebäude umgebaut. Die wertvollen Gehölzbestände wurden erhalten, gepflegt, systematisch ergänzt und für die universitäre Lehre und Forschung, die dendrologische Fachwelt und eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es begann die Erweiterung des Gehölzparkes zu einem vollwertigen botanischen Garten, der Besuchern wie Studierenden die ganze Vielfalt der Pflanzenwelt präsentiert. Von Anfang an wurde die Mispel als Symbol des Arboretums der Humboldt-Universität gewählt.

Am Saatguttausch mit botanischen Gärten in aller Welt beteiligt sich das Arboretum seit 1963. Tauschkontakte bestehen mit etwa 800 Institutionen. Seit 1966 bereichert das Arboretum mit kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen das Leben des Stadtbezirks. 

1969 wurde das Institut für spezielle Botanik als Bereich Botanik und Arboretum dem Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität angegliedert. 1977 wurde das Arboretum inklusive des Gebäudes in die Denkmalsliste der Hauptstadt der DDR, Berlin, aufgenommen.


Sonntagsführungen durch den Gartenoberinspektor Justus Consmüller 1975Arbeiten an der Teichanlage 1977Titelblatt der populärwissenschaftlichen Broschüre "... im Arboretum 1975"

Ende der 1970er Jahre begannen die Mitarbeiter des Arboretums mit Planungs- und Umgestaltungsarbeiten für den ehemaligen Zentralschulgarten in Berlin-Blankenfelde. Dort sollte, wie mit dem Tierpark Friedrichsfelde für die Zoologie geschehen, für die Botanik im Ostteil der Stadt eine neue Anlage entstehen. Die Ausführung der Planungen wurden nach 1989 nicht vollendet. Heute besitzt der Stadtbezirk Pankow mit dem Botanischen Volkspark Blankenfelde eine 34 ha große wertvolle Parkanlage.

Ab 1963 wurden am Institut kontinuierlich wissenschaftliche Druckschriften herausgegeben. 1970 erschien erstmals das Buch „Dendrologischer Führer durch das Arboretum des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin“.  Die Herausgabe der internationale Zeitschrift für botanische Systematik "Feddes Repetorium" wurde ab 1964 vom Institut übernommen. In den 1980er Jahren war das Arboretum an der Gestaltung zweier Briefmarkenserien beteiligt ("Seltene Gehölze" und "Giftpflanzen"). Der Erwerb der Privatbibliothek von Prof. Dr. Werner Rothmaler im Jahre 1963 bildete u.a. die Basis für den Aufbau einer Fachbibliothek. 1976 gab Prof. Walter Vent die 4. ergänzte und bearbeitete Auflage von W. Rothmaler, "Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD" unter der Mitarbeit von Botanikern des Arboretums heraus. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden populärwissenschaftliche Druckschriften, z. B. Faltblätter für einzelne Abteilungen bzw. Pflanzengruppen, Postkarten, Informationsblätter oder die Broschüre "Bilder aus dem Arboretum" herausgegeben.

 

Index Seminum 1973

Dentrologischer Führer 1970Fedders RepertoriumExkursionsflora

Das Institut für spezielle Botanik ging 1995 als "Arbeitsgruppe spezielle Botanik und Arboretum" zum das Institut für Biologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät I (seit 2014 Lebenswissenschaftliche Fakultät) der Humboldt-Universität zu Berlin über.

Seit Ende der 90er Jahre trägt die Anlage die Bezeichnung "Späth-Arboretum der Humboldt-Universität" in Anerkennung der Verdienste von Franz Späth um die Etablierung der Sammlung sowie um die Gehölzkunde.

 

Professor Vent bei einer Führung mit Studenten 1975Konzert im ArboretumÜberreichnung der Jubiläumsplakette zu "100 Jahre Arboretum" durch Prof. Wiedenroth (Botanik) an Dr. Richard von Weizäcker 1998

 

Ehrenplakette
Foto: H. Kostial
1998 verlieh die International Dendrology Society (Internationale Gesellschaft für Gehölzkunde) dem Späth-Arboretum, als bislang einzigem botanischen Garten Deutschlands, ihre Ehrenplakette in Anerkennung der Einzigartigkeit und des Wertes seines Gehölzbestandes und als Zeichen der Erhaltungswürdigkeit. Auf einer Fläche von 3,5 ha wachsen heute über 1600 verschiedene und wissenschaftlich dokumentierte Gehölze zusammen mit etwa 2500 verschiedenen Arten krautiger Pflanzen in verschiedenen Sammlungsbereichen.

Studierende der Biologie, der Gartenbauwissenschaften, des Lehramtes Biologie sowie weiterer Fachrichtungen nutzen die Anlage im Rahmen von Lehrveranstaltungen und Abschlussarbeiten. Das Institutsgebäude beherbergt konservierte botanische Sammlungen und Laboratorien für Forschung und Lehre.

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» Vom Rosarium zum System

 

Auf der dem 3 ha großen Arboretum gegenüberliegenden Seite seiner Villa ließ Franz Späth ein 0,5 ha großes Rosarium anlegen. Wie das Arboretum wurde auch der Randbereich des Rosariums mit seinem Gehölzbestand im Stile eines englischen Landschaftsgartens gestaltet. Das Rosarium selbst hingegen erhielt einen achsensymmetrischen Grundriss mit einem Wasserspiel in der Mitte. Das Wasserbecken, erst mit einer Säule, später mit einer Brunnenfigur geschmückt, ist nach Rekonstruktion im originalen Grundriss erhalten. Die Gestaltung der Beete sowie deren Akzentuierung durch rosenberankte Pergolen und Einfassungen mit Buchsbaumhecken änderte sich im Laufe der Zeit (siehe Abb.1-4, Barthel 2015).

Grafik: Sophie Barthel

 

Grafik: Sophie Barthel

Abb.1: Plan des Rosariums, ca. 1870    Abb.2: Das Rosarium um 1955

Wie die Baumschule wurde auch das Rosarium 1945 beim Kampf um Berlin schwer beschädigt. Anfang der 1960er Jahre waren weder Brunnenfigur noch Rosen erhalten. Das Rosarium war eine Rosensammlung von außerordentlicher Vielfalt: Von jeder der etwa 500 von der Firma L. Späth angebotenen Rosensorten wurden ein bis zwei Pflanzen auf der relativ kleinen Fläche des Rosariums gesetzt (Krüssmann 1980). Die Sammlung an Edel-, Polyantha-, Rank-, Trauer-, Centifolia-, Moos- und Parkrosen umfasste aber nicht nur das aktuelle Katalog-Sortiment, sondern man sammelte auch Rosen aus aller Welt. So wurde aus Samen aus Kurdistan eine rosa-weiße fast stachellose Wildrose gezogen, die durch Koehne 1910 als neue Art, Rosa britzensis Koehne, beschrieben und durch Späth in den Handel gebracht wurde.

1961 wurde das Rosarium gemeinsam mit der Villa und dem Arboretum der Humboldt-Universität übergeben. Auf der Fläche des ehemaligen Rosariums wurde eine "Systematische Abteilung" angelegt, die bereits 1972 etwa 1000 Arten enthielt. Die Pflanzen werden hier nicht nach gartenarchitektonischen Gesichtspunkten angeordnet, sondern entsprechend ihrer stammesgeschichtlich begründeten Verwandtschaft gruppiert. Die systematische Abteilung ermöglicht auf kleinstem Raum die vergleichende Betrachtung innerhalb einer Pflanzenfamilie und zwischen nahe verwandten Familien. Sie war und ist somit eine unverzichtbare Infrastruktur für die akademische Lehre an der Humboldt-Universität, insbesondere in den Fachgebieten Biologie und Gartenbauwissenschaften.

Grafik: Sophie Barthel

 

Grafik: Sophie Barthel

Abb.3: Die systematische Abteilung um 1976   Abb.4: Die systematische Abteilung 2015

In einem die Anlage abschließenden Halbrund wurde eine Sammlung von etwa 250 verschiedenen Gewürz-, Arznei- und Giftpflanzen angelegt.

Bemerkenswert sind neben den krautigen Pflanzen des Systems die Gehölze, die die Pflanzung gegenwärtig umgeben. Unter ihnen sind 13 Bäume aus der Gründungszeit des Arboretums, vor allem Eichen-, Buchen- und Eschenarten, darunter einige, die auf Grund ihres Stammumfangs zu den größten ihrer Art in ganz Deutschland zählen, den sogenannten Rekordbäumen.

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Bildquellen:

Nicht namentlich gekennzeichnete Bilder stammen aus dem Späth-Buch 1930 und aus den Archiven des Arboretums.

Quellen:

BARTHEL, S.; 2015. Brandenburg in Berlin. Neukonzeption des ehemaligen Späth'schen Rosariumsals Garten der Berlin-Brandenburgischen Flora. Masterarbeit an der TU Berlin, Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung, Betreuung Prof. N. Kühn; S.8

KRÜSSMANN, G.; 1980. Zur Geschichte der Dendrologischen Abteilung der ehemaligen Baumschule L. SPÄTH. In: W. VENT, Hrsg. 1980. 100 Jahre ARBORETUM BERLIN Jubiläumsschrift, Akademie-Verlag Berlin, S.215-224