Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Biologie

 

Joé Weber, Annette Upmeier zu Belzen

Erkenntnisgewinnung - Qualität von Lerngelegenheiten


Schüler_innen können im Unterricht unter individueller Nutzung von Lerngelegenheiten zu Erkenntnisgewinnung Kompetenzen, beispielsweise zur Formulierung von Hypothesen, erwerben (Helmke, 2009). Die Bereitstellung von Lerngelegenheiten basiert auf Fachwissen und fachdidaktischem Wissen der Lehrpersonen (Lenske et al., 2016). Bisherige Forschung erfasst Kompetenzen der Lehrpersonen und Schüler_innenkompetenzen (Grube, 2010; Hartmann et al., 2015). Die Analyse von konkretem Unterricht beziehungsweise den Lerngelegenheiten im Unterricht verbindet Befunde zu Lehrer- und Schülerkompetenzen (Baumert & Kunter, 2011). Videoanalysen ermöglichen einen Zugang zum Unterrichtsgeschehen, der die Untersuchung der Lerngelegenheiten zu Erkenntnisgewinnung ermöglicht (Tesch & Duit, 2004). Die Beschreibung von Strukturen der Erkenntnisgewinnung, wie die Prozessmuster oder zeitlichen Anteile im Unterricht, wurden bereits untersucht (Kambach, 2018; Nehring, Stiller, Nowak, Upmeier zu Belzen & Tiemann, 2016). Wüsten (2010) beschreibt allgemeine und fachspezifische Unterrichtsmerkmale im Biologieunterricht. Diese Untersuchung zeigt erste Qualitätsaspekte, wie die Einbeziehung naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen, den Umgang mit Modellen und den Einsatz realer Objekte, die sich auf Erkenntnisgewinnung beziehen. Mayer (2007) definiert Erkenntnisgewinnung als komplexen Problemlöseprozess, der durch grundlegende Prozeduren charakterisiert und von Situations- und Personenvariablen beeinflusst wird. Diese Prozeduren lassen sich zweidimensional nach Arbeits- und Denkweisen strukturieren (Nehring, Nowak, Upmeier zu Belzen & Tiemann, 2012). Nach Wüsten (2010) ist Qualität gegeben, wenn solche Prozesse in den Biologieunterricht eingebunden werden. Das Vorhandensein dieser Prozesse sagt jedoch noch nichts darüber aus, in welcher Qualität sie umgesetzt werden, z.B. ob eine Hypothese im Sinne wissenschaftstheoretischer Merkmale gut ist.
Bezogen auf wissenschaftstheoretische Merkmale zeigt sich, dass die Kompetenzen der Schüler_innen eher gering sind und die der Studierenden eine große Varianz aufzeigen (Baumert, 2002; Hartmann et al., 2015).
Ziele des Projektes sind Biologie- und Chemieunterricht mit Erkenntnisprozessen ereignisbasiert nach Denk- und Arbeitsweisen zu strukturieren sowie die Strukturierung der Lerngelegenheiten zu Erkenntnisgewinnung in Qualitätslevel.