Humboldt-Universität zu Berlin - Späth-Arboretum der HU Berlin

Die Mispel im Logo des Späth-Arboretums

Mit der Übernahme des Arboretums durch die Humboldt-Universität zu Berlin 1961 wurde die Mispel zur Symbol-Pflanze der Einrichtung gewählt. Ob es für diese Wahl neben der Attraktivität dieses heimischen Gehölzes weitere Gründe gab, ist nicht überliefert. Das Mispel-Logo ziert seither Publikationen (Bücher, Faltblätter, Festschriften) aus dem Späth-Arboretum und auch eine anlässlich des einhundertjährigen Bestehens des Arboretums 1979 herausgegebene Plakette aus Böttger-Steinzeug. Das Logo existierte in verschiedenen Ausführungen. Seine aktuelle Form hat es seit Ende 2014.

 

Logo 2017

 

Die Deutsche Mispel (Mespilus germanica L.) - nicht zu verwechseln mit der halbschmarozend auf anderen Bäumen wachsenden Mistel - ist eine alte Obstart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Anders als ihr Name vermuten lässt, stammt die Mispel aus dem Gebiet des heutigen Irak. Über Kleinasien und Griechenland gelangte sie im Gepäck römischer Legionäre zu uns. Und sie wäre in Vergessenheit geraten, wenn sie nicht lange Zeit in deutschen Klostergärten überdauert hätte und dort genutzt worden wäre. Daher stammt also der Name Deutsche Mispel, auch wenn sie heute stärker in den Balkan- und Donauländern sowie Italien und Holland angebaut wird.

Die Gattung Mispel (Mespilus) umfasst nur eine Art. Nahe verwandt ist sie mit den Gattungen Eriobotrya (Wollmispel), Cotoneaster (Zwergmispel), Amelanchier (Felsenbirne) und Crataegus (Weißdorn).

Die Mispel ist ein breit ausladender Strauch oder kleiner Baum von bis zu 6 m Höhe. Die jungen Zweige sind filzig behaart. Die Blätter des sommergrünen Baumes sind wechselständig, kurz gestielt und 7-12 cm lang, gesägt oder fast ganzrandig. Die weißen Einzelblüten haben einen Durchmesser von bis zu 5 cm. Die 30 bis 40 Staubblätter sind kranzförmig angeordnet und haben rosa gefärbte Staubbeutel. Die Blüte ist nahezu ungestielt und duftet nicht. Durch die späte Blüte im Mai/Juni ist die Mispel kaum durch Spätfröste gefährdet. Die Mispel ist selbstfruchtbar. Die Früchte sind braun, kreiselförmig, ähnlich einer 4 cm großen abgeflachten Hagebutte mit sehr auffälligen langen Kelchzipfeln. Die alten volkstümlichen Bezeichnungen "Hundsärsch" oder "Apenars" spielen auf die ungewöhnliche Fruchtform an. Botanisch betrachtet ist die Mispel eine Sammelsteinfrucht mit 5 festen Steinkernen.

 

Mispel (Mespilus germanica), Frucht
Foto: Kirstin Grunwald

 

Die Früchte sind erst nach dem ersten Frost essbar. Auch eine Nachreife im Lager ist möglich. Die Früchte können zu Marmelade, Saft und Likör verarbeitet werden, dienen zum Schönen von Obstwein, werden in Honig eingelegt oder eingesäuert. Getrocknet und vermahlen werden sie verbacken.

Für Rinde, Blätter und unreife Früchte wird in alten Kräuterbüchern eine adstringierende Wirkung beschrieben. Pflanzenteile oder Auszüge sollen Blutungen stillen, wurden gegen Nierensteine, Halsleiden und zur Regulierung der Darmtätigkeit eingesetzt; letzteres vermutlich wegen des sehr hohen Pektingehaltes der Früchte.

Das Holz der Mispel ist gelblichbraun und schwer. Es diente wegen seiner Härte zur Herstellung von Jagdspießen und Kampfgerät, wurde genutzt in der Tischlerei, Drechselei und zur Holzkohleherstellung.

Die langsam wachsenden Bäume mit ihren weißen Blüten, einer schönen braunroten bis dunkelgelben Herbstfärbung und den nutzbaren Früchten machen aus aus der Mispel ein für den Hausgarten wertvolles Gehölz.

Im Arboretum findet man außer einem prachtvollen und ertragreichen Exemplar im Quartier 25 zwei Chimären- oder Weißdorn-Mispeln mit kleineren, stärker an Weißdorn erinnernden Früchten im Quartier 14.

 

Quellen:

SCHUSTER, R. (1989). Bäume und Sträucher von Abies bis Zelkova - Wissenswertes über Freilandgehölze des Botanischen Gartens der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald 

FRIEDRICH, G. und W. SCHURICHT (1985). Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst, Leipzig

VENT, W., D. BENKERT und K.-H. HOEPFNER (1979). Dendrologischer Führer durch das Arboretum des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin

VETVICKA, V. (1985). Bäume und Sträucher, Artia-Verlag Praha