Humboldt-Universität zu Berlin - Späth-Arboretum der HU Berlin

Forschung in der Gruppe "Systematische Botanik"

Uns interessiert die Vielfalt der Gefäßpflanzen. Welche Arten gibt es? Wo kommen diese vor und warum? Wie und wann sind diese heute beobachtbaren Muster entstanden? Welche Schutzprioritäten lassen sich aus der Verteilung der genetischen Vielfalt ableiten? Wie kann diese Vielfalt durch naturschutzliche Maßnahmen, auch unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, erhalten werden?

Grundlegende Datenquelle unserer Forschung sind eigene Feldarbeit sowie botanische Sammlungen, d.h. konservierte Pflanzen in Herbarien und lebende Pflanzen in botanischen Gärten.

 

» Flore d'Afrique centrale - ptéridophytes »

» Urbanität & Vielfalt »

» Baumfarne (Cyatheaceae) in Afrika und im westlichen Indischen Ozean »

» Flora de la República de Cuba »

» Vanilla (Orchidaceae: Vanilloideae) in der Karibik »

 

 


 

Farn (Adiantum vogelii)
Ausschnitt aus dem Wedel des Farns Adiantum vogelii Mett. ex Kuhn (Pteridaceae), aufgenommen nahe des Dorfes Bomane am Aruwimi-Fluß, Demokratische Republik Kongo.
Foto: Bart Wursten

Flore d'Afrique centrale - ptéridophytes

Das Kongobecken beherbergt den zweitgrößten zusammenhängenden Regenwald der Erde. Allein innerhalb der Grenzen der früheren belgischen Kolonien (heute Demokratische Republik Kongo, Ruanda und Burundi) leben etwa 10300 Pflanzenarten (davon 29% endemisch). Der Botanische Garten Meise (Belgien) startete 1942 ein Florenwerk, mit dem Ziel diese Pflanzenvielfalt durch umfangreiche Studien von Herbarmaterial taxonomisch zu bearbeiten, zu beschreiben, Verbreitungsangaben, Bestimmungsschlüssel und biologische Besonderheiten zusammenzustellen und die botanische Vielfalt (= potentielle genetische Resourcen) Zentralafrikas so für Forscher, politische Entscheider und die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2018 sind 65% der Arten in der Flore d'Afrique centrale veröffentlicht. Zahlreiche internationale Experten kooperieren, um das Florenwerk innerhalb der nächsten 15 Jahre zum Abschluss zu bringen.

Wir verantworten im Herausgeber-Kommittee die Serie von Florenbänden, die sich mit den Gefäßsporenpflanzen (im Wesentlichen Farne und Bärlappe) beschäftigt. Wir selbst bearbeiten gegenwärtig die Familien Aspleniaceae (ca. 60 Arten), Cyatheaceae (ca. 10 Arten) und Pteridaceae (Unterfamilien Vittarioideae und Cheilanthoideae, ca. 50 Arten). An der Bearbeitung der Dryopteridaceae (ca. 50 Arten) sind wir beteiligt.

Kooperationspartner:Flore d'Afrique centrale_Logo

Botanic Garden Meise (Belgium)

Université Officielle de Bukavu (Dem. Rep. Kongo)

 


 

Foto: Anika Dreilich

Urbanität & Vielfalt

Viele in Deutschland heimische Wildpflanzen sind in ihrem Bestand gefährdet. Wie können Interessierte aus der Öffentlichkeit gewonnen werden, um die Bemühungen des institutionellen Naturschutzes zu unterstützen? Welche Handreichungen benötigen sie, um effektiv und fundiert tätig sein zu können? Im Projekt "Urbanität und Vielfalt" sollen etwa 80 ausgewählte regionale Wildpflanzenarten mit Hilfe der Bürger und Bürgerinnen von Berlin, Marburg und Dresden geschützt werden. Dafür werden die Arten in großer Stückzahl herangezogen und ProjektteilnehmerInnen gewonnen, an welche je drei Arten zur weiteren Kultur unter fachlicher Anleitung ausgegeben werden. Das Projekt wird begleitet durch Evaluationen des Effektes auf die Umweltbildung sowie auf die genetische Vielfalt der vermehrten Pflanzenpopulationen.

Mehr Informationen und mitmachen unter www.uundv.wordpress.com

Wir verantworten gemeinsam mit dem Botanischen Garten Potsdam den Berliner Projektteil, in welchem wir etwa 900 ProjektteilnehmerInnen betreuen, die insgesamt 34 Zielarten des Berliner Florenschutzkonzeptes in private Kultur genommen haben. Dabei handelt es sich um Arten der für den Raum Berlin-Brandenburg typischen Sandtrockenrasen. Wir sensibilisieren die Teilnehmer für die Belange einer naturschutzgerechten Vermehrung (Dokumentation, Minimierung von Einkreuzungen, Vermeidung unkontrollierter Wiederausbringungen) und führen in Zusammenarbeit mit dem institutionellen Naturschutz und den ProjektteilnehmerInnen mit Hilfe der aus dem Projekt entstehenden Nachzuchten populationsstützende Maßnahmen durch. Außerdem entsteht im Jelena-Santic-Friedenspark in Berlin Marzahn-Hellersdorf eine Archefläche, ein durch die ProjektteilnehmerInnen aufgebauter Sandtrockenrasen aus dokumentierten Nachzuchten, der zukünftig als Spenderfläche für Wiederausbringungen von Saatgut dienen soll und einen sozialen Mittelpunkt des Projektes bildet, das im Botanischen Verein von Berlin und Brandenburg seine Verstetigung finden soll.

Kooperationspartner:

Botanischer Garten Potsdam

Botanischer Garten der Universität Marburg

Umweltzentrum Dresden

Botanischer Verein von Berlin und Brandenburg

Gefördert durch:

Bundesamt für Naturschutz (im Rahmen des Bundesprogramms zur biologischen Vielfalt)

Humboldt-Universität zu Berlin

 


 

Alsophila approximata (Bonap.) R.M.Tryon (Cyatheaceae), ein baumförmiger Farn mit bis zu 2 m langen Wedeln. Das Bild zeigt die Spitze des "Stammes" (eigentlich ist er ein aufrechtes Rhizom) mit voll entfalteten und sich gerade entrollenden Wedeln in der Montagne d'Ambre im Norden von Madagaskar.
Foto: Thomas Janßen

Baumfarne (Cyatheaceae) in Afrika und im westlichen Indischen Ozean

Baumfarne sehen aus wie kleine Palmen: sie haben einen "Stamm", der eigentlich ein aufrechtes Rhizom ist (Rhizome verbleiben bei den meisten Farnen im Boden), und eine Krone aus teilweise mehrere Meter langen und meist fein zerteilten Wedeln. Diese Wuchsform kommt in mehreren Familien vor (Blechnaceae, Cibotiaceae, Cyatheaceae, Dicksoniaceae, Osmundaceae und in geringerem Maße bei den Plagiogyriaceae und Thyrsopteridaceae), wobei im engeren Sinne die Cyatheaceae mit ihren oft becherförmigen (grch. kyathos = Schale) Indusien als Baumfarne bezeichnet werden.

Madagascar mit den umliegenden Inseln bildet ein Diversitätszentrum dieser mit etwa 650 Arten sehr umfangreichen Gattung. Wir revidieren die Taxonomie der Gattung für diese Region sowie für Afrika und untersuchen in einem molekularphylogenetischen Rahmen die Evolutionsmechanismen, die zu der aktuell beobachtbaren großen Diversität und hohen morphologischen Variabilität geführt haben.

Kooperationspartner:

Muséum national d'Histoire naturelle (Paris)

 


 

Kaktus
Melocactus sp. (Cactaceae). Fotografiert in einem Geröllfeld oberhalb der Steilküste in SO-Kuba (Provinz Guantánamo).
Foto: Thomas Janßen

Flora de la República de Cuba

Ziel des Projektes "Flora de la República de Cuba" ist die taxonomische Bearbeitung der Flora von Kuba. Diese Kooperation wurde in den 1960er Jahren von der Humboldt-Universität mit der Universität Jena und dem Botanischen Garten von Havanna reicht zurück ins Leben gerufen. Seit den 90er Jahren wird das Projekt vom Botanischen Garten Berlin-Dahlem geleitet.

Wir sind an dem Projekt aktuell mit der Bearbeitung der Gattung Vanilla (Orchidaceae) beteiligt. Kürzlich wurde als ein Resultat der langjährigen intensiven Beschäftigung von Prof. Egon Köhler (†) mit der kubanischen Flora die Bearbeitung der Buchsbaumgewächse (Buxaceae) in der Flora veröffentlicht.

Kooperationspartner:

Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem (BGBM)

Jardín Botánico Nacional de Cuba – Ciudad de la Habana (JBN)

 


 

Vanilla spec.
Vanilla poitaei Rchb.f. ist eine karibische Orchidee, die auf Kuba besonders an den Ufern von Flüssen zu finden ist, wo sie mit meterlangen Trieben in Sträuchern und Bäumen klettert. In Pinar del Rio am Fuße des Berges "Pan de Guajaibon" konnte sie in voller Blüte vorgefunden werden.
Foto: Anika Dreilich

Vanilla (Orchidaceae: Vanilloideae) in der Karibik

Eine aktuelle Bearbeitung der taxonomisch schwierigen und zugleich wirtschaftlich bedeutsamen Orchideenunterfamilie der Vanilloideae für den karibischen Raum fehlt gegenwärtig. Wir verfolgen in diesem Projekt einen integrativen Ansatz und nutzen makromorphologische, histologische und molekulare Daten, um (1) einen phylogenetischen  Stammbaum der Gattung Vanilla auf Kuba zu erstellen und (2) in diesem phylogenetischen Rahmen taxonomische Probleme innerhalb der Gattung zu klären, Aussagen zur Evolution und Verbreitung der Gattung zu treffen und zur allgemeine Fragen der Entwicklung des Endemismus auf Inseln zu lösen. Eine taxonomische Bearbeitung der Gattung Vanilla wird in der Flora de la República de Cuba erscheinen.

Kooperationspartner:

Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin Dahlem (BGBM)

Jardín Botánico Nacional de Cuba – Ciudad de la Habana (JBN)

Gefördert durch:

Rosa-Luxemburg-Stiftung